Früher durften nur die Adligen im Wald jagen

Der Hegering hat heute 120 Mitglieder in 20 Revieren

Lagebesprechung auf dem Lenther Untergut (von links): Die festausschussmitglieder Jakob von Richthofen (Lenthe), werner Burose (Stemmen), Wilhelm Niemann (Benthe) und Heiko Schaper (Wennigsen(

Der Hegering Kirchwehren feiert am 28. Juni in Lenthe sein 100-jähriges Bestehen. Während früher die Jagd ein Vergnügen für den Adel war, setzen sich Jäger heute vor allem für Natur- und Umweltschutz ein.

Die Jagd war früher eine feudale Angelegenheit. In der Zeit der Personalunion mit England, als es zum Leidwesen der Bevölkerung am Benther Berg viele Hirsche und Wildschweine gab, stand die Bejagung dieser Tiere nur den englischen Prinzen zu. Um 1820 ging die Union zu Ende. Der Vater des weltbekannten Erfinders Werner von Siemens hatte das Obergut Lenthe gepachtet und ließ im strengen Winter ein hungriges Rudel Hirsche in seine Scheune treiben. Das Oberhofjägeramt schickte eine Untersuchungskommission, die den Tieren die Freiheit zurück gab. Siemens musste eine Strafe zahlen.

 Die Bestimmungen änderten sich ohnehin 1875 mit dem Preußischen Waldschutzgesetz. Waldbauvereine entstanden und wurden nach einiger Zeit aufgelöst.

1908 verschrieben sich die Jagdreviere im Gebiet zwischen Benther Berg und Leine gemeinsam der Hege des Wildes. Die damals gegründete Jagdgemeinschaft Benther Berg ging nach dem Zweiten Weltkrieg in den Hegering Kirchwehren über. Nach Wiedererlangung der Jagdhoheit versammelten sich 1953 die Jagdausübungsberechtigten in Kirchwehren zur Hegeringgründung und wählten Henning Cramer von Clausbruch vom Untergut Lenthe an die Spitze. Er führte die Reviere zusammen und baute den Hegering aus, der den Namen Kirchwehren erhielt.

Heute hat der Hegering 120 Mitglieder in rund 20 Revieren in Gehrden, Ronnenberg und Seelze. Neben Tier- und Naturschutz kommen der Landschaftspflege und dem Umweltschutz besondere Bedeutung zu. Außerdem versuchen die Jäger, Kritikern der Jagd ein Bild ihrer Aufgaben zu vermitteln. Heiko Schaper, seit zehn Jahren Hegeringvorsitzenden, betont: "Wir sehen in dem Jubiläum eine Chance, Bürgern zu zeigen, dass sich Jäger schon vor 100 Jahren Gedanken über die Hege gemacht haben". Jakob von Richthofen vom Untergut Lenthe bemerkt: "Wenn wir aufhören, zu jagen, wäre das beim Schwarzwild besonders katastrophal." (Bericht von Norbert Paatsch)

Quelle: Calenberger Zeitung vom 11.6.2008

Hinweis: Das Veranstaltungsprogramm zum 100-jährigen Jubiläum finden Sie unter "Veranstaltungen"