Erste Erfahrungen 2023

Kitzrettung mit Wärmebilddrohne – Erfahrungen der ersten Saison

Dr. Matthias Mordeja

Die Saison zur Kitzrettung mittels Wärmebild-Drohne ist vorbei und kann mit 26 geretteten Kitzen eindeutig als Erfolg gewertet werden.

Im Jahr 2022 hate sich die Jägerschaft Hildesheim entschlossen, mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), einer bedeutenden Spende der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine und weiteren privaten Spenden eine Drohne zur Kitzrettung vor der ersten Mahd anzuschaffen.

Nach vielen Übungsstunden war das Kitzrettungsteam bereit, den ersten Einsatz durchzuführen. Mit einer Wärmflasche hatten wir zuvor in mehreren Übungen eine Kitzrettung unter verschiedenen Temperaturbedingungen und in verschiedenen Umgebungen simuliert.

Bilanz der ersten Saison

Unser erster Einsatz fand dann am 11. Mai 2023 im Naturschutzgebiet Zusammenfluss Innerste / Leine in Ruthe statt. Früh am Morgen in der Dämmerung um vier Uhr trafen wir uns vor Ort und überflogen die ersten zehn Hektar. Seitdem haben wir uns zu 18 Einsätzen getroffen und die Saison am 15. Juni mit folgender Bilanz abgeschlossen:

Wir sind 18 Einsätze geflogen, haben dabei etwa 50 Wiesen auf insgesamt rund 200 Hektar durchsucht und konnten 26 Rehkitze (13 aufgenommen, 13 beunruhigt), drei Feldhasen und einen Igel retten.

Was ist in der Zukunft zu beachten, was ist zu verbessern?

  • Die Anmeldung sollte rechtzeitig über das Netz erfolgen, wie in Heft 17 der Jägerpost und auf den Internetseiten der Jägerschaft beschrieben. Das Verfahren hat sich als praktikabel erwiesen. Falls noch kein fester Termin bekannt ist, sollte die Anmeldung trotzdem erfolgen, um auch gemeinsam besser planen zu können.
  • Der Flug erfolgt um ca. vier Uhr morgens. Die Mahd sollte bei erfolgter Kitzrettung zeitnah erfolgen. Gerade bei hohen Temperaturen, kann ein Kitz nicht wesentlich länger als sechs Stunden festgesetzt werden. Bei zu langer Wartezeit kehrt ein abgesprungenes Rehkitz mit beginnendem Fluchtreflex wieder zurück.
  • Je nach Größe des Feldes werden ein bis zwei Helfer zur Kitzaufnahme benötigt. Das wird vorher telefonisch abgesprochen.
  • Die Einwilligung des Jagsdausübungsberechtigten (Sucherlaubnis) ist sehr einfach von der Internetseite der Jägerschaft Hildesheim herunterzuladen.
  • Das Team Kitzretter sollte sich noch erweitern. Ziel ist es, ca. vier bis sechs Wochen lang ein Team von drei Personen (ein Pilot, zwei Helfer) täglich trotz Berufstätigkeit der meisten Helfer vorzuhalten.

"Inzwischen kennen wir fast jeden Sonnenaufgang des Landkreises Hildesheim."

Das Einsatzgebiet erstreckt sich von Sarstedt nach Bockenem, von Emmerke nach Schellerten. Inzwischen kennen wir fast jeden Sonnenaufgang des Landkreises Hildesheim. Das Einholen der Flugerlaubnis im Naturschutzgebiet und im Flughafenbereich wurde uns durch sehr kooperative Ansprechpartner erleichtert. Der Drohnenflug um Hochspannungsleitungen und Windräder gelang gut.

Das Team konnte in dieser Saison umfangreiche Erfahrungen sammeln – sowohl im Umgang mit der Drohne als auch in der Behandlung der Kitze. Aktuell besteht das Team aus neun Mitgliedern, die sich alle ehrenamtlich für die Kitzrettung engagieren, darunter auch Nichtjäger.

Fazit

Der Drohnenflug mit Wärmebildkamera zur Kitzrettung vor der ersten Mahd etabliert sich landesweit. Das Wissen, dass die Drohne einen guten Schutz vor dem Mähtod bietet, setzt sich zunehmend durch. Die Bereitschaft der Landwirte zur terminlichen Absprache und zur Mithilfe beim Flug ist vorbildlich.

Das alles lässt erwarten, dass sich der Drohnenflug zu einem festen Bestandteil zur Vorbeugung des Mähtods entwickeln wird.