Wanderfalke erobert Lufthoheit zurück

Arbeitskreis für Natur- und Landschaftsschutz im Landkreis Vechta informiert sich über Wanderfalkenschutz

 

Er ist einer der anmutigsten Vögel und der schnellste Jäger. Dies brachte dem Wanderfalken den Namen "Vogel der Vögel" ein. "Eine Geschwindigkeit bis zu 300 Stundenkilometer kann der Wanderfalke im Sturzflug erreichen", erklärte Harald Gerken vom Arbeitskreis Wanderfalkenschutz Norddeutschland (AWN e. V.) bei seinem Vortrag am Dienstagabend in der Gaststätte Gut Welpe.  Dem engagierten Naturschützer, Jäger und Mitglied des Falknerordens ist seine Begeisterung für den faszinierenden Vogel anzumerken.

Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Ingo Kammeyer und Josef Jung war er auf Einladung von Franz Scherbring, dem Sprecher des Arbeitskreises für Natur- und Landschaftsschutz im Landkreis Vechta nach Vechta gekommen. Mit großem Interesse verfolgten die Mitglieder des Arbeitskreises, der sich aus Vertretern aller Naturschutzorganisationen und –behörden im Landkreis Vechta zusammensetzt, den Bericht Gerkens über seine Bemühungen den Wanderfalken in Niedersachsen und Bremen vor dem Aussterben zu bewahren. Ende der 80er Jahre war der Wanderfalke im nördlichen Niedersachsen und Bremen nahezu ausgerottet. Schuld war laut Gerken das früher häufig eingesetzte Insektizid DDT. Über die Nahrung nahmen die Wanderfalken das Gift auf. Die Folge war eine Dünnschaligkeit der Eier, was dazu führte, dass die Eier während der Brut zerbrachen.

Mit dem Auswildern von Vögeln, Pflege verletzter Tiere und durch das Ausbringen von Nisthilfen an Funk-, Leucht- und Kirchtürmen versuchen Gerken und sein Team seit vielen Jahren den Bestand der Wanderfalken zu sichern. Mit Erfolg. Heute gibt es in der Region Nordniedersachsen und Bremen wieder 19 Brutpaare, die in diesem Jahr insgesamt 52  Jungen aufzogen. Auch im Landkreis Vechta brütet seit zwei Jahren wieder ein Wanderfalkenpaar, das einen Brutkasten am Fernmeldeturm in den Dammer Bergen bezogen hat. Gerken erwartet, dass sich die Zahl der Brutpaare in den nächsten Jahren auch im Landkreis Vechta erhöhen wird.

Kritik übte Gerken an der Hybridzüchtung von Falken. Dabei werden Wanderfalken mit anderen Falkenarten gekreuzt und für Summen von bis zu 10.000 Euro in arabische Staaten verkauft. "Es sei nicht auszuschließen, dass gekreuzte Falken auch in die freie Natur gelangen und sich dort mit reinrassigen Wanderfalken verpaaren", so Gerken. Die Folge sei eine Faunenverfälschung. Das Geschäft mit den Falken führe auch immer wieder dazu, dass Gelege oder Jungvögel entwendet werden. Dabei unterliege der Wanderfalke durch das Artenschutzgesetz und dem Bundesjagdgesetz einem doppelten Schutzstatus. Der gewährt den Falken unter anderem Schutz vor Störungen an seinen Brutplätzen und eine ganzjährige Schonzeit. Aber nur eine ständige Kontrolle, ist sich Gerken sicher, kann dem Wanderfalken helfen, sich weiter auszubreiten und seine Lufthoheit in Norddeutschland zu behaupten.

 

16. November 2006

Martina Böckermann