Tonkugeln gegen Wildunfälle

Kreisjägerschaft richtet in Neuenkirchen Teststrecke zur Vermeidung von Wildunfällen ein

„Es ist gerade drei Tage her, als sich hier wieder ein schwerer Wildunfall ereignete“ erzählt Hegeringleiter Alwin Grote aus Neuenkirchen. „Eine hochtragende Ricke wurde beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst. Zum Glück kam der Autofahrer mit dem Schrecken davon. Am Auto allerdings entstand erheblicher Sachschaden. Das Reh und das ungeborene Kitz konnten nicht mehr gerettet werden.

 

Um solche Wildunfälle zukünftig zu reduzieren, trafen sich am vergangenen Samstag Vertreter der Kreisjägerschaft Vechta, Mitglieder des Hegerings Neuenkirchen und Polizeioberrat Walter Sieveke an der Kreisstraße 276 zwischen Damme und Neuenkirchen. „Jährlich ereignen sich hier rund 10 registrierte Wildunfälle. Hinzu kommt eine Dunkelziffer, so dass wir von rund 15 Wildunfällen mit Rehwild ausgehen können“, erläutert Grote. Das soll in Zukunft anders werden. Ein neuartiges Granulat, das durch Duftstoffe das Wild von der Straße fernhalten soll, wurde auf einer Teststrecke von 1000 m ausgebracht. Das so genannte Vergrämungsgranulat besteht aus kleinen Tonkugeln, auf die ein Duftstoff aufgebracht wurde, der besonders Rehwild abschreckt.

 

„Wir wollen mit dieser Versuchsstrecke ermitteln, ob sich die Zahl der Wildunfälle durch den Einsatz des Granulats reduzieren lässt“, erläutert Georg Nieske, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, die Initiative. Eine weitere Teststrecke wird im Hegering Vörden eingerichtet. „Bewährt sich das Granulat, soll es auch an anderen Strecken mit hohem Wildunfallrisiko eingesetzt werden. Zudem ist dieses Mittel relativ kostengünstig im Vergleich zu anderen Wildwarnsystemen“, so Nieske weiter. Die Kosten für das ausgebrachte Granulat an der Versuchsstrecke in Neuenkirchen betragen beispielsweise rund 120 Euro, die von der Kreisjägerschaft Vechta, dem Hegering Neuenkirchen und den Revierpächtern des Reviers Nellinghof und von dem Eigenjagdbezirk Broermann getragen werden.

 

Die Jägerschaft setzt sich seit vielen Jahren für die Reduzierung von Wildunfällen ein. So wurde bereits vor drei Jahren in einem Pilotprojekt an der B 214 im Revier Ehrendorf eine Teststrecke mit akustischen und reflektierenden Wildwarnern installiert. Die Zahl der Wildunfälle ging in dem Streckenabschnitt von durchschnittlich acht Unfällen jährlich auf zwei Unfälle im vergangenen Jahr zurück.

 

Polizeioberrat Sieveke lobte das Engagement der Jäger. „Als Polizei freuen wir uns, dass die Kreisjägerschaft ein solches Sicherheitskonzept initiiert und damit einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit leistet“, betonte er. Laut Sieveke wurden im Landkreis Vechta im vergangenen Jahr 256 Wildunfälle registriert. Damit liegen Unfälle mit Wildtieren an dritter Stelle der Unfallursachen hinter überhöhter Geschwindigkeit und zu geringem Sicherheitsabstand. Die registrierten Wildunfälle machen 13 % aller Unfälle aus. Georg Nieske schätzt, dass die Zahl der tatsächlichen Wildunfälle bei rund  700 im Jahr liegt. Es gebe eine hohe Dunkelziffer, da viele Wildunfälle gar nicht gemeldet würden, so Nieske.

 

 

 

 

„Das sicherste Mittel zur Vermeidung von Wildunfällen ist eine besonnene Fahrweise und eine angepasste Geschwindigkeit“, appelliert Sieveke an die Autofahrer. Kreisjägermeister Rainer Fortmann ergänzt, dass man gerade in der Dämmerung und nachts die Seitenstreifen beobachten sollte. Die Augen der Rehe reflektierten das Scheinwerferlicht und so ließen sie sich schon häufig von weitem erkennen. Dann gelte: Runter vom Gas und bremsbereit sein. Auch weist er darauf hin, dass einem Reh häufig weitere Tiere folgen.

 

Informationen zur Vermeidung von Wildunfällen und zu dem Vergrämungsgranulat sind bei dem Vorsitzenden der Kreisjägerschaft Georg Nieske unter Tel. 04446 / 692 erhältlich.

 

 

7. Mai 2007

Martina Böckermann

Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit

Jägerschaft des Landkreises Vechta e. V.