Die Eiche – der Blitz- und Donnerbaum

Der Stamm dieser Steileiche bei Werlte wurde vom Blitz während eines Sommergewitters heimgesucht. Der Autor Privat-Forstamtmann Thomas Schomaker untersucht ein durch den Blitz großflächig abgelöstes Stück Rinde vom Stamm.

Bei einem heftigen Gewitter am 19.09.2009 schlug ein Blitz in eine Eiche bei der Ortschaft Werlte im Emsland ein. Die Rinde fungierte als Blitzableiter. Der „Baumsaft“ unter der Rinde wurde so stark erhitzt, dass ein etwa 40 cm breiter Streifen abgesprengt wurde. Der Schaden verläuft von der Spitze des Baumes über den Stamm bis in den Boden, die Rinde flog viele Meter weit.

Blitze erreichen Temperaturen von 30.000 °C und Spannungen von einigen 100.000 Volt.

Bei Gewitter gab ein altes deutsches Sprichwort bzw. eine alte Bauernregel den Ratschlag:

„Vor den Eichen sollst du weichen. Und die Weiden sollst du meiden. Zu den Fichten flieh´ mitnichten. Linden sollst du finden. Doch die Buchen musst du suchen“

zum richtigen Verhalten bei Gewitter sollte man diese nicht so wörtlich nehmen. Denn generell ist es nach heutigem Wissensstand nicht ratsam und somit gefährlich bei Gewitter Schutz unter Bäumen zu suchen, schlägt doch der Blitz meist immer in einen hohen Punkt der Landschaft ein und dies sind in der Regel häufig Bäume. Auch nicht den Schutz unter einer Buche sollte man suchen.

Doch woher kommt nun diese „falsche“ Annahme? Tatsächlich beobachtet man häufigere Blitzschäden an Eichen als an Buchen. Doch rührt dies wohl eher daher, dass Eichen häufiger allein „auf weiter Flur“ als Solitärbaum“ oder weit von anderen Bäumen entfernt in lichten Waldungen stehen und damit auch leichter Blitze auf sich ziehen, die Buche aber meist im geschlossenen Wald anzutreffen ist.

Der Ursprung dieser alten Volksweisheit mag auch daher stammen, dass Bäume mit rauher Rinde wie bei der Eiche Blitzeinschläge schlechter in den Boden leiten können als Bäume mit glatter Rinde wie Buche, Erle oder Rosskastanie.

Ein weiterer Grund für ein höheres Schadensausmaß der Eichen, wenn sie von einem Blitz getroffen werden, mag in ihren tiefen Pfahlwurzeln bis in Grundwassernähe liegen, welche die Eiche zu einem wahren Blitzableiter machen, während z.B. Buchen horizontale Flachwurzeln aufweisen.

Und zu guter Letzt wachsen Eichen bevorzugt auf Wasseradern und Kreuzungspunkten von Wasseradern.

Bedenkt man, daß z.B. Rutengänger eine negative Ionisierung der Luft über Wasseradern messen können und Gewitterwolken positiv geladen sind, könnte das eine weitere Erklärung für die früher beobachteten häufigen Blitzeinschläge bei Eichen sein.

Nichts desto trotz kommt von dieser Beobachtung wahrscheinlich, dass die Eiche in vielen Kulturen eine enge Beziehung zum jeweiligen Himmelsgott hatte.

Nach der Mythologie der Antike und des Mittelalters sollen Eichen außerdem Blitze anziehen. Aus diesem Grund war die Eiche als Blitzbaum und Donnerbaum ein heiliges Symbol der Götter Zeus bei den Griechen, Jupiter bei den Römern, Taranis bei den Kelten und Donar bzw. Thor der Donner- und Gewittergott bei den Germanen.

In Griechenland und Italien galt sie als „erste Pflanze“, auf die auch der Ursprung der Menschen zurückgeführt wurde.

Die Stieleiche (Quercus robur) ist die eigentliche „Deutsche Eiche“ der Literatur, ein Sinnbild der Kraft. Sie ist die am häufigsten vorkommende Eichenart Mitteleuropas. Auf unseren Streifzügen durch das Ruhrgebiet wird sie uns natürlicherweise vor allem begegnen, ferner die Trauben-Eiche (Quercus petraea). Die Amerikanische Roteiche (Quercus rubra) wurde erst 1724 in Europa eingeführt.