Wildpflanzen als Bereicherung der Artenvielfalt

Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast besucht Projektfläche der Landesjägerschaft Niedersachsen und informiert sich über den Projektstand

Der Anbau von Wildpflanzen zur Energiegewinnung und ihr positiver Beitrag für die Artenvielfalt, waren heute Thema beim Besuch von Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast im Rahmen ihrer diesjährigen Sommertour. Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) informierte an einer Projektfläche in Lingen im Landkreis Emsland, über die vielfältigen Wohlfahrtswirkungen der Wildpflanzen für die Biodiversität.

„Der ökologische Mehrwert wird jedem sofort bewusst, der einmal an einer Fläche mit Wildpflanzen gestanden hat  – es summt und brummt überall“, so Niedersachsens Landwirtschaftministerin Barbara Otte-Kinast anlässlich ihres heutigen Besuchs einer Projektfläche. Aber auch weitere Potenziale der Wildpflanzen rückten zunehmend in den Vordergrund. Das aktuelle Forschungsprojekt Monitoring zur Nährstofffixierung durch mehrjährige Wildpflanzen auf Praxisflächen in Niedersachsen (2017 bis 2019), das die Fähigkeit der Wildpflanzen untersucht, Nährstoffe und hier besonders Stickstoffe wie Nitrat zu binden, sei ein weiterer Baustein in diesem Sinne: „Ich bin der Landesjägerschaft Niedersachsen sehr dankbar, dass wir in diesem Bereich gemeinsam Forschungsprojekte umsetzen. Innovative Antworten in Fragen des Verlusts der Artenvielfalt, des Grundwasserschutzes und der  Bodenqualität sind für das Agrarland Niedersachen enorm wichtig.“

Beim Ansatz, Wildpflanzen zur Energiegewinnung wissenschaftlich zu fundieren und deren Chancen und Potenziale transparent zu machen, ist Niedersachsen bundesweit führend: In einem ersten gemeinsamen Projekt der Landesjägerschaft Niedersachsen und dem Land Niedersachsen in Kooperation mit dem 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V und dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurden in den Jahren 2013 bis 2016 die ökologischen und ökonomischen Effekte des Anbaus von Wildpflanzen zur Energiegewinnung untersucht. Nun steht in dem gemeinsamen Folgeprojekt von Landesjägerschaft, Land Niedersachsen mit dem 3N Kompetenzzentrum die Nährstofffixierung dieser Wildpflanzen im Mittelpunkt: Das Projekt will konkrete Ergebnisse zur Nährstoffdynamik durch den Anbau von mehrjährigen Wildpflanzen liefern. Die Untersuchungen betreffen die Nährstoffgehalte im Boden, im Erntegut und in der Wurzelmasse. Finanziell gefördert wird dieses Projekt mit 150.000 EUR, wie das Vorgängerprojekt, mit Mitteln des Landes Niedersachsen.

„Wildpflanzen sind eine absolute Bereicherung der Artenvielfalt – all unsere bisherigen Forschungsergebnisse bestätigen das“, so Josef Schröer, Stellvertretender Präsident der Landesjägerschaft Niedersachen und Akteur der ersten Stunde. Entscheidend sei, dass die Politik hier die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffe: „Der Anbau von Wildpflanzen zur Energiegewinnung muss zukünftig eine viel stärkere Gewichtung erfahren. Wer es ernst meint mit der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft muss genau hier Anreize schaffen.“

 

  • Die Anerkennung und finanzielle Förderung des Anbaus von Wildpflanzen im Rahmen der Fortschreibung der GAP nach 2020 – sei es durch eine Anerkennung als Greeningmaßnahme, so es dies auch in Zukunft noch gibt, oder in Form von Ökopunkten. Beides würde zu Akzeptanz bei den Landwirten führen und sich deutlich positiv auf die Anbaufläche auswirken.
  •  Optimierung bzw. Vereinfachung des Genehmigungsverfahrens bei Substratwechsel der Biogasanlagen in Kooperation mit den Genehmigungsbehörden (Landkreise und GAAs)
  • Die Einführung eines Bonierungssystems für den Anbau von Wildpflanzen auf Ebene des Landes Niedersachsen, so eine Aufwertung des Wildpflanzenanbaus auf europäischer und/oder nationaler Ebene nicht möglich ist.

„Hier müssen praxisnahe und unbürokratische Lösungen geschaffen werden – das wäre ein wirklicher Fortschritt für den Erhalt der Artenvielfalt“, so Schröer mit Blick auf die Kernforderungen der Landesjägerschaft Niedersachsen. Weitere Forschungen seien notwendig und angezeigt, hierfür seitens des Bundes und des Landes zur Verfügung gestellte Gelder wichtig – allerdings dürfe man das Handeln darüber nicht vergessen:

„Jäger, Landwirte und Imker haben hier bereits  gemeinsam ökologisch sinnvolle und ökonomisch tragfähige Konzepte entwickelt, diese gilt es nun zu nutzen. Nicht immer müsse das Rad neu erfunden werden. „Der Insektenschwund, insbesondere die prekäre Situation der Wildbienen sind derzeit in aller Munde – worauf also warten?“ Wildpflanzenmischungen böten auch hier schon jetzt Abhilfe: Durch die langzeitliche Blühperiode der verschiedenen Pflanzen ist eine Blütentracht von Frühjahr bis Herbst sichergestellt. Da Wildpflanzen bis auf den Erntemonat ganzjährig Aufwuchs aufweisen, bieten sie zudem den Insekten auch im Winter noch Lebensraum.


Hoch erfreut zeigte sich die Ministerin abschließend darüber, dass zusätzlich zu den auf fünf Standorte im ganzen Land verteilten etwa 25 Hektar Projektflächen, weitere ca. 75 Hektar freiwillige Versuchsfläche durch das Engagement der Jäger hinzugekommen seien: Das belege, welch enormes Engagement die Jägerschaft zum Erhalt der Artenvielfalt beitrage und wie wichtig ihr dieses Thema sei.

Seitens der Jägerschaft zeichnet hierfür vor allem Johann Högemann, Obmann für Naturschutz der Jägerschaft Lingen e.V. und ebenfalls Wildpflanzenakteur der ersten Stunde verantwortlich. Neben der fachlichen Begleitung der Projektflächen wirbt und unterstützt er auch die Eigentümer der freiwilligen Versuchsflächen.  

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