In wenigen Tagen stehen Landwirte und Jäger vor dem bekannten Szenario, dass alljährlich zu Mähverlusten bei Rehkitz, Hase, Fasan und Co führt, nämlich die mit der Frühmahd zusammen fallende Brut- und Setzzeit. Um Wildtierverluste zu vermeiden gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die unmittelbar vor oder während der Mahd zur Anwendung kommen können. Die wohl wichtigste Maßnahme ist eine rechtzeitige Absprache des Mahdtermins zwischen Landwirt, Lohnunternehmer und Revierinhaber. Ist der Mahdtermin bekannt, können zunächst passive Maßnahmen zur Wildrettung, die Vergrämung (Vertreibung) des in der Fläche befindlichen Wildes mittels 12 – 24 Stunden vor der Mahd aufgestellter Knistertüten, Flatterblätter, etc. erfolgen. Vor oder während der Mahd können aktive Maßnahmen, wie das Absuchen der Mahdflächen durch Landwirt oder Jäger mit einem brauchbarem Jagdhund, der Einsatz akustischer Wildwarner am Mähwerk und der Einsatz einer dem tierverhalten angepassten Mähtechnik erfolgen. Bei der Mahd sollte grundsätzlich von innen nach außen gemäht werden, da Wildtiere nur selten über bereits gemähte Flächen flüchten. Auch sollte ein früher praktiziertes vorheriges Anmähen rund um den Schlag unterbleiben, da sich cirka 70% des Wildes im äußeren Saumbereich der Fläche aufhalten, beim Anmähen also einer besonderen Gefährdung unterliegen. All diese Maßnahmen helfen zwar Mähverluste zu minimieren, sind jedoch nicht in jedem Falle erfolgreich, da z.B. Rehkitze in den ersten Tagen geruchlos sind um nicht von Feinden aufgespürt zu werden. Auch die Suche mit dem Hund stößt hier mitunter an Grenzen. So können Gelege von Bodenbrütern schließlich nicht fliehen und werden mitunter zerfahren. Auch Junghasen sind in den ersten Lebenswochen nicht in der Lage, vor Maschinen und anderen Gefahren auszuweichen. Problematisch wird die Suche auch dann, wenn größere Flächen vom Lohnunternehmer unter modernstem Maschineneinsatz innerhalb kurzer Zeit gemäht werden sollen. Der begrenzte zeitliche Vorlauf steht dann bei der Suche häufig in einem Missverhältnis zur Flächengröße. Der Maschinenring Rotenburg-Verden setzt mit Unterstützung des Landvolk Rotenburg-Verden e.V, der Sparkasse Rotenburg-Bremervörde, der Volksbank Wümme-Wieste e.G, der Jägerschaft Rotenburg (Wümme) e.V., den Lohnunternehmen Heerdt, Wehrendt und Widmer auf eine neue innovative Technik bei der Wildrettung. Hierbei kommt eine Wärmebildkamera, die von einer fliegenden Plattform getragen wird, zum Einsatz. Als Träger fungiert ein sogenannter Hexacopter, also ein mit sechs Rotorarmen ausgestatteter Flugkörper. Dieser kann mithilfe der Wärmebildkamera pro Stunde eine Fläche von 10 Hektar aus der Luft überprüfen und gefundene Wärmequellen anzeigen. Wird dort Jungwild gefunden, wird es umgehend in Sicherheit gebracht. Die Technik ist besonders für Problemflächen geeignet. Ab sofort steht diese Rettungsmethode als Dienstleistung des Luftbüro (Firma Trochelmann & Göttert GbR), über den Maschinenring Rotenburg-Verden e.V., den Landwirten und Revierinhabern zur Verfügung. Die Fördermittel werden dazu genutzt, diese Dienstleistung zu subventionieren. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, Tiere vor dem Mähtod zu retten. Jeder schwört auf eine andere Vorgehensweise. Eines haben aber alle Maßnahmen gemeinsam: Jeder Versuch Wildtiere vor dem Mähtod zu retten ist besser, als gar nichts zu unternehmen. Sowohl Landwirt als auch Revierinhaber haben großes Interesse daran, Mähverluste beim Wild zu verhindern. Zum einen ist es nicht nur grausam, die Tiere unbeabsichtigt zu verletzten oder zu töten, sondern stellt auch einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. Zum anderen verunreinigen Kadaver getöteter Wildtiere die Grassilage, in deren Folge ein steigendes BotulismusRisiko für die Rindviehbestände besteht. Auch das will kein Landwirt. Als Fazit bleibt: Eine wirkungsvolle Wildtierrettung muss vor der Mahd erfolgen.