VGH Natur- und Umweltpreis 2018 geht nach Klattenhof

Zum Auftakt der hannoverschen Messe „Pferd & Jagd“ am 6. Dezember haben die VGH Versicherungen zum vierten Mal den VGH Natur-und Umweltpreis verliehen. Vor dem Hintergrund eines neuen, stärker auf zukunftsweisende Projekte ausgerichteten Wettbewerbskonzepts entschied sich die Jury 2018 für ein Vorhaben des Hegerings Dötlingen (Jägerschaft Oldenburg-Delmenhorst). Er plant, nicht genutzte Wegeflächen in Insektenbiotope umzuwandeln.

Der VGH Natur- und Umweltpreis wurde 2015 in Kooperation mit der Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. (LJN) ins Leben gerufen. Seither unterstützt er geeignete Hegemaßnahmen zur Förderung der frei lebenden Tierwelt. Gleichzeitig soll der Wettbewerb den Erfolg nachhaltiger Projekte sichtbar machen und dazu motivieren, vergleichbare Maßnahmen zu organisieren.

VGH Natur- und Umweltpreis hilft den Helfern

Die Jagdgenossenschaft Klattenhof, deren Jäger sich im gleichnamigen Revier innerhalb des Hegerings Dötlingen besonders für das Siegerprojekt engagieren, wird dieser Ansatz freuen. Denn trotz überwiegender Eigenleistungen weist der Kostenplan fehlende Drittmittel aus, die annähernd dem Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro entsprechen. Tatsächlich steckt einiges an Aufwand in der ambitionierten Maßnahme. Auf insgesamt 4.600 Quadratmetern sollen in den kommenden Monaten ungenutzte, grasüberwucherte und wurzeldurchsetzte Wegeflächen in Insektenparadiese verwandelt werden.

Einsatz für eine wichtige Sache
Warum aber sind Jäger und beteiligte Landwirte entschlossen, viel Arbeit, Zeit und Material zu investieren, um das Gelände zu durchforsten, um Totholzlager und „Bienenhotels“ zur Ansiedlung von Insekten einzurichten, Böden aufzubereiten, zu pflanzen und zu säen und in den Randbereichen so genannte Trachtfließbänder anzulegen – also ein lückenloses Angebot an Pollen und Nektar durch Wild- und Blühpflanzen vom Frühjahr bis zum Herbst?

Besorgniserregender Artenschwund bei Wildbienen
Die Antwort ist nicht neu, aber unverändert alarmierend. Viele Insektenarten sind extrem gefährdet. Insbesondere der Artenschwund bei Wildbienen ist besorgniserregend. Wildbienen sind gute Indikator-Arten, deren Präsenz viel über die Habitat-Qualität auch für andere Arten aussagt. Für Niedersachsen und Bremen zeigt die Rote Liste der Wildbienen, dass sie bestandsgefährdet sind. Und wo Bienen fehlen, wirkt sich das nachteilig auch auf die umgebende Flora und Fauna aus. Die Küken von Feldvögeln wie Fasanen oder Rebhühnern etwa benötigen für eine gesunde Entwicklung in den ersten Lebenswochen tierisches Eiweiß in Form von Insekten. Die Ursachen für den Insektenrückgang sind vielfältig. Neben natürlichen Schwankungen spielen menschgemachte „Treiber“ eine wichtige Rolle – etwa der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der Verlust an Lebensräumen durch die Zunahme von Mono- und Intensivkulturen, der Rückgang von Saumstrukturen, die Versiegelung durch Siedlungs- und Verkehrsflächen.

Langfristig denken – sofort handeln!
„Projekte wie das ausgezeichnete können dem entgegenwirken“, ist sich Wolfram Klöber sicher. Sie sind so nötig wie zukunftsweisend: „Ein neues Bewusstsein in der Bevölkerung für dieses Problem wird immer sichtbarer.“ Auch die Bundesregierung habe im Juni 2018 ein Aktionsprogramm Insektenschutz beschlossen, das ab 2019 umgesetzt werden soll. Und ab 2020 wird die EU voraussichtlich ihre Greening-Auflagen verschärfen , also die Genehmigung von Fördergeldern für Flächennutzung noch stärker an Umweltbelangen ausrichten. Klöber: „Ich bin froh, dass viele Jäger das nicht als bürokratisches Problem, sondern als Chance begreifen. Denn es gehört von jeher zu ihren Aufgaben, dem Struktur- und Artenverlust in unserer niedersächsischen Landschaft durch Hegemaßnahmen entgegenzuwirken.“

Weitere Infos zur der Sieger-Maßnahme in Klattenhof findet sich in einem Bericht der Wildeshauser Zeitung: https://www.kreiszeitung.de/lokales/oldenburg/doetlingen-ort49924/ein-noetiges-zukunftsweisendes-projekt-10844615.html