Waschbären töten massenhaft Kröten am Abfangzaun

NABU fordert die ganzjährige Jagd auf Waschbären/ Jäger weisen im Sinne des Tierschutzes auf den Muttertierschutz hin, der gewahrt bleiben muss.

16. März 2017 (dpa/djv) Berlin; Überall in Niedersachsen haben Tierfreunde in diesen Tagen Krötenschutzzäune errichtet, damit Amphibien bei der Wanderung zu ihren Laichgewässern nicht von Autos überrollt werden. Von freiwilligen Helfern werden die Tiere in Eimern aufgefangen und über die Straße getragen, damit sie ihren Weg gefahrlos fortsetzen können.

Im Raum Hessisch Oldendorf im Weserbergland zum Beispiel kümmert sich Rudolf Meyer vom Umweltverband NABU seit Jahren ehrenamtlich um den Krötenschutz. An den Fangzäunen gebe es aber immer öfter ungebetene Gäste, sagt Meyer. «Waschbären machen sich dort über die Kröten her.» Teilweise töten sie die Tiere reihenweise.

Nachdem die NABU-Helfer zahlreiche tote Kröten entdeckt hatten, stellten sie Wildkameras auf. Damit konnten sie dokumentieren, wie Waschbären die Tiere häuten und sich dann das Muskelfleisch schmecken lassen. Darüber hatte zuerst die «Deister- und Weserzeitung» berichtet.

Laut NABU finden Amphibienschützer vielerorts immer wieder tote und angefressene Erdkröten, Molche, Gras- und Moorfrösche. Oft seien die Tiere stark verstümmelt, es fehlten Gliedmaßen, die Haut sei auseinandergerissen.

«Waschbären fressen generell auch Frösche und Kröten», sagte der NABU-Amphibien-Experte Christian Höppner. Dabei würden Kröten wegen ihrer giftigen Hautdrüsen vor dem Fressen von den Waschbären gehäutet. «Wir haben schon viele tote Grasfrösche, Erdkröten und Kreuzkröten gefunden», sagte Höppner. Alleine bei einer Studie im Kreis Schaumburg waren es rund 150. Nahe Wernigerode am Harz, so berichtet der NABU, hätten Waschbären vor einigen Jahren die Hälfte der dort laichenden Kröten verspeist.

Die Beutegreifer seien immer wieder auch an Amphibienzäunen aktiv, sagte Experte Höppner. Dort seien Waschbären für Kröten eine massive Gefahr. Im Weserbergland sei das Problem allgegenwärtig.

Die Landesjägerschaft sei für eine intensive Bejagung der Waschbären, sagte Sprecher Florian Rölfing. Dies gelte auch für andere invasive Arten, wie den Marderhund. Allerdings muss nach Meinung der Jäger bei der Bejagung aus Gründen des Tierschutzes immer der Muttertierschutz beachtet werden: Für die Jungenaufzucht notwendige Tiere dürfen nicht gejagt werden. Waschbären fräßen Singvögel, die Gelege von Bodenbrütern, aber auch kleine Säugetiere und eben Amphibien. «Dadurch haben sie einen negativen Einfluss auf die Artenvielfalt», sagte Rölfing.

Da Waschbären vor allem in der Dämmerung und in der Nacht unterwegs seien, sei auch die Jagd mit Fallen von großer Bedeutung, sagte der Sprecher der Jägerschaft. «Wir wenden uns daher entschieden gegen Versuche, die Fangjagd einzuschränken.»

Der Waschbär hat sich mittlerweile in Niedersachsen stark ausgebreitet. Im vergangenen Jagdjahr wurde die Rekordzahl von mehr als 10 000 Waschbären erlegt. Vor zehn Jahren waren nur 2400. Bundesweit weist die Jagdstatistik für das Jagdjahr 2015/16 über 128.100 Waschbären auf - das sind vier mal so viele wie zehn Jahre zuvor.

Waschbären seien im übrigen nicht die einzigen Plünderer am Krötenzaun, sagte NABU-Tierschützer Meyer. «Auch Wildschweine suchen dort nach Amphibien und fressen dann sogar die Fangeimer leer.» Nach Angaben des Deutschen Jagdverbands frisst auch der aus China stammende Marderhund Amphibien und kann zur Gefahr werden. Auch der heimische Fuchs kann gezielt Amphibienzäune nach Beute absuchen und so zur Gefahr werden.